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Mein Job...

...ist es, als Computerpsychologe all den armen, gequälten Computern zu helfen, die in ihrem normalen Leben keinen Sinn mehr sehen. Dazu schaue ich mir ihre Sorgen und Probleme an (anhören kann ich es ja nicht, da sie gemeinhin nicht reden) und wir versuchen, gemeinsam eine Lösung zu finden - was nicht immer einfach ist, da kein Rechner wie der andere ist und jeder seine eigenen Schwächen und Nöte hat. Aber genug geflachst, mein Job...
...hat was mit Computern zu tun und nennt sich...

Systementwickler OS/390

Im wesentlichen verbirgt sich dahinter der Systemprogrammier, also der Automechaniker für Großrechner. Das OS/390 hieß früher MVS und ist eines der drei Betriebssysteme für die Rechner der IBM S/390-Serie.

Wer sich sowas mal genauer ansehen will, der sei auf ein nettes Schmankerl verwiesen: den Hercules-Emulator. Das ist quasi ein S/390 Rechner auf dem PC. Er läft unter LINUX direkt und unter Windows mit CYGWIN. Beide Teile müsst ihr euch runterladen und installieren. Ich hab das auch gemacht und meine Erfahrungen beschrieben. Man sollte aber mindestens nen 500MHz PC haben, damit was abgeht !

Ausserdem braucht man ein MVS aka OS/390 aka zOS dazu - und damit man das System in einem "downloadable" und komprimierten Format speichern kann, muss man die benötigten Platten mit dem CCKDDUMP-Programm kopieren. Dieses CCKDDUMP-Programm wurde von mir im IBM TRSMAIN-Format mit Satzformat RECFM=F LRECL=1024 abgezogen (binary upload !).
Eine weitere ausführbare Version gibt es auch auf den SHARE-Tapes auf CBT541

Da man hin und wieder gefragt wird:
"Was tut eigentlich ein Systementwickler so den ganzen Tag ?"
will ich das mal anhand eines "normalen" Arbeitstages beschreiben. Und so sieht also ein Tag im Leben des Achim Denisowitsch aus:

Morgens läuft Kollege Haag in die Firma ein, nachdem er den streßigen Weg zur Arbeitsstelle mit der S-Bahn hinter sich gebracht hat.

Natürlich hat er es mal wieder verpennt, sich am Vortag Bananen zu besorgen, die ihm zusammen mit ner Flasche Mineralwasser (schwäbisch: "Sprudel") die Zeit bis zur Mittagspause verkürzen. Also muß unterwegs der Mampfersatz in Form zweier Brezeln besorgt werden.

Der Magnetkassetten-Roboter. Einer, der nicht verpennt, nicht isst, aber die Nacht durcharbeitet:
der Roboter, der die Magnetkassetten automatisch montiert.

Solchermaßen ausgerüstet öffnet er die Eingangstür zu seiner Firma mit einer Magnetkarte und tastet sich zu seinem Büro vor, um die charmante Kollegin (mit gleicher Berufsbezeichnung aber anderen Schwerpunkten) zu begrüßen.

Wie in vielen anderen Firmen wird auch in dieser gerade das allgewaltige SAP R/3 eingeführt, wir haben uns für einen Aufbau entschieden, bei dem die Anwenderprogramme auf UNIX-Systemen ("Application Server") und die Datenspeicherung auf dem S/390-Rechner ("Database Server") liegen.

Unser Computer. ...und so sieht der Compi mit drei Prozessoren und 1 GByte Hauptspeicher aus.

Dass bei sovielen Computern auch mal was schiefgehen kann, zeigt Kollege Haag ein Blick in die Anrufliste auf dem tollen ISDN-Telefon. Na, dann mal gucken, wem wir heute wieder helfen können...
Aha, ein Anruf von der SAP-Basis - ach so: die SAP-Basis betreut nicht direkt eine Anwendung wie Fibu, Kostenrechnung oder Materialverwaltung, sondern das SAP-System an sich) - wir haben einen Abbruch des Verbindungsprogramms der Computer.

Nun schau ich mir mal verschiedene Protokolldateien an, um den Abbruch näher zu untersuchen, vielleicht liegt es ja an unseren Einstellungen, vielleicht ist aber auch der Programmhersteller oder das Betriebssystem eines Rechners für den Fehler verantwortlich.

Nachdem die Ursache für diesen Abbruch auf ein Modul im Betriebssystem hinzuweisen scheint, schaut er erstmal in der IBM-Datenbank, ob das Problem vielleicht von anderen Kunden bekannt ist. Falls er auf den ersten Blick nichts findet, kann er ja noch die Hotline anrufen und das Problem dort melden.

Da - er ist fündig geworden... ein sogenanntes PTF ist für den Fehler verfügbar, das ist eine Programmkorrektur, die mit einem Systemtool eingespielt wird und die fehlerhafte Stelle ersetzt.

Kollege Haag lädt sich das PTF über das Internet herunter und wird es an einem der nächsten Wartungstermine in das System einbauen - viele Korrekturen dürfen nicht im laufenden Betrieb eingebaut werden, unser Großrechner wird aber nur einmal im Monat am Freitag abend neu gestartet - Ctrl-Alt-Del is also nich...dafür aber auch kein Raumschiff Voyager - sniff.

Cartridges. Anstelle der alten "Spulenbänder" werden heute Cartridges benutzt, die je nach Modell zwischen 400 MByte und bis zu 60 GByte Daten aufnehmen können.

Inzwischen sind Magnetbandkassetten mit einem neuen Produkt gekommen. Da wir es unbedingt brauchen - und das meinen wir Systemmenschen immer ;-) - legen wir die Kassette in unseren Roboter und lesen mal die Installationsanweisung durch - ganz anders als z.B. bei neuen Videorekordern und so ;-)

Leider können wir das nicht zu Ende bringen, da ein Programmierer (das sind die, welche die eigentlichen Programme für die Kollegen aus den anderen Abteilungen schreiben) ein Problem mit dem Übersetzungsprogramm (fachmännisch "Compiler" genannt) hat.

Da dieses Problem dringend ist, lassen wir die Installation erstmal stehen und schauen uns Drucklisten (die wir heut meist nicht mehr ausdrucken, sondern auf Festplatte speichern) an, um den Fehler eingrenzen zu können. Ah, eine falsche Programmbibliothek wird angezogen... na, das war jetzt aber einfach. Wir geben dem Kollegen eine Rückmeldung und wenden uns wieder der Installation zu.

Also so eine Installation ist ja nicht ganz so einfach, wie wenn ihr etwas im Windows einspielt. Da meist viele Benutzer mit dem neuen Produkt arbeiten, muß das vorher erstmal geplant werden. So Dinge wie Plattenplatzverbrauch, Laufzeit und Benutzereinführung sind schon wichtig, wenn damit eventuell mehrere hundert Kollegen gleichzeitig arbeiten müssen. Als echte Profis haben wir das natürlich vorher im Rahmen der Projektplanung bereits erledigt...

Wie es scheint, kommen wir aber an dieser Ecke nicht so recht voran - ein Kollege platzt herein und meckert über einen Jobabbruch. Auf unserem Großrechner laufen ja nicht nur Onlinesysteme für die Bildschirmeingabe sondern auch sogennante "Batchjobs" (schwäbisch: "Bätsch-tschob"). So ein Batchjob enthält z.B. das auszuführende Programm und die notwendigen Dateinamen, quisi quasi vergleichbar z.B. mit der AUTOEXEC.BAT-Datei im DOS (aber doch eher quisi als quasi).

Plattenspeicher. Eines unserer Plattenspeicher-Subsystem, es hat eine Kapazität von derzeit 1,5 Terabyte (1.500 Gigabyte) und besteht aus vielen einzelnen Platten wie man sie auch vom PC kennt, die als RAID-Verbund geschaltet sind. Damit haben wir auch beim Ausfall einer Platte noch keinen Datenverlust.

Also lassen wir zunächst die Installation liegen und schauen uns mal an, was dem Job fehlt ... denk, hirn, grübel ... na, die Ausgabedatei passt nicht mehr auf Platte. Sollen wir ihr jetzt eine andere, freie Platte zuweisen ? Bevor wir den Job ändern, gucken wir uns mal die Ausgabeliste an - nanu, lauter gleiche Sätze ! Das sieht nach einem Programmierfehler aus - tja, Herr Kollege, gehe zurück zur Programmierung, gehe nicht über Los und ziehe keine 4000,- Mark ein...

Es ist nun inzwischen Nachmittag geworden, der weitere Verlauf der Installation hat sich durch mangelhafte Begleitdokumentation, falsche Beispieldateien und vieles mehr als so spannend erwiesen, dass wir auch heute wieder erst am späten Abend aus der Firma kommen werden, zumal dieses Projekt auch mal irgendwann fertig werden sollte. (Das "irgendwann" ergibt sich meist aus Projektplänen oder Vorgesetzten...)


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